Waldbrände gibt es nur in Kalifornien, Portugal oder Australien, also ständig heißen und trockenen Regionen, könnte man meinen. Weniger bekannt ist, dass die ausgedehntesten Waldbrände immer wieder im größten zusammenhängenden Waldgebiet der Erde wüten: den borealen Nadelwäldern des Nordens. Durch das kontinentale Klima kann es im Sommer schließlich auch in Kanada und Sibirien heiß und dann auch sehr trocken werden. Ein prominentes Beispiel jüngerer Zeit sind die großen Brände rund um die kanadische Stadt Fort McMurray im Sommer 2016 mit Schäden in Milliardenhöhe. Im Jahr 2010 forderten Waldbrände in vielen Regionen Russlands mindestens 50 Tote. Der Sommer 2010 war in weiten Teilen Russlands der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren. In und um Moskau herrschten Temperaturen von 40°C, 500 km südlich der Hauptstadt wurden gar 44°C gemessen.
Auch in den Alpen sind Waldbrände häufiger und folgenreicher als zu erwarten. Durch eine klimatische Eigenheit ist etwa das Rhonetal im Schweizer Kanton Wallis besonders betroffen. Eingeschlossen von zwei Gebirgsmassiven, die Höhen bis über 4000 m erreichen und fast sämtliche Niederschläge abfangen, wird es im Sommer regelmäßig sehr warm und trocken. In der Folge fühlen sich dort sogar eingeschleppte und mittlerweile verwilderte Kakteen (winterharte Opuntien) wohl. Die klimatische Ungunst aus Trockenheit, Hitze und sommerlichen Gewitter bedingt, dass in einer zentralalpinen Wintersportregion immer wieder Waldbrände entstehen.
An steilen Bergflanken breiten sich Feuer auch ohne Wind rasend schnell nach oben aus. Ist der Wald durch den Brand einmal zerstört, sind die Hänge der Witterung schutzlos ausgeliefert. Die Folgen können Lawinen im Winter und Steinschläge, Hangrutschungen sowie Murgänge (Gerölllawinen) im Sommer sein. Die Wiederansiedlung von Bäumen, die diese potentiellen Naturkatastrophen verhindern könnten, ist auf solchen Flächen meist für Jahrzehnte unmöglich.
Wenn die Wetterlage stimmt, können Waldbrände auch am Niederrhein auftreten und zur ernsthaften Gefahr werden. Schon zweimal brannte es im Jahr 2017 beispielsweise im Kaldenkirchener Grenzwald. Mitte Juni 2017 ist der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes im Kreis Viersen auf Warnstufe rot (4 von 5) geklettert. Die Feuerwehr ist in Alarmbereitschaft und Waldbesucher sind zu besonderer Vorsicht aufgerufen. Von März bis Oktober herrscht Rauchverbot in deutschen Wäldern!
Begünstigt werden Waldbrände in Deutschland durch Nadelholzforste in Monokultur. Die in Mitteleuropa natürliche Vegetation aus Eichen- und Buchenwäldern ist deutlich feuchter und dadurch weniger anfällig für Brände. Letztlich sind auch am Niederrhein die klimatischen bzw. Witterungsbedingungen der entscheidende Faktor: Perioden mit wenig Niederschlag und Temperaturen über 30°C lassen die Waldbrandgefahr erheblich ansteigen. Die Klimaprognosen für Deutschland in den kommenden Jahrzenten beschreiben genau eine solche Verschiebung hin zu trocken-heißen Wetterlagen in den Sommermonaten. In Zukunft sind also auch hier am Niederrhein häufiger Waldbrände mit eventuell katastrophalen Folgen zu erwarten. Die wachsende Waldbrandgefahr – ein weiterer guter Grund für den Klimaschutz.