Dauerfrost dank Klimawandel?

Zum Monatswechsel Februar/März 2018 herrschen am Niederrhein frostige Temperaturen. Das einzig Erwähnenswerte daran ist, dass es die erste kalte Periode in diesem Winter ist. Der Januar war noch ein Rekordmonat für warme Temperaturen. Schließlich lagen die Monatsmitteltemperaturen in NRW 4,7° C über dem langjährigen Durchschnitt. Der Niederrhein blieb quasi komplett frostfrei. Und das im Wintermonat Januar!

Ist die Kälteperiode denn nun ein Zeichen dafür, dass der Klimawandel ins Stocken geraten ist oder es gar keine globale Erwärmung gibt? Nein, im Gegenteil.

Von einzelnen Wetterereignissen oder mehrtägigen Wetterlagen auf das Klima zu schließen ist trügerisch bis falsch. Umgekehrt lassen sich einzelne Wetterlagen jedoch in das regionale Klima, also den 30-jährigen Mittelwert des Wettergeschehens, einordnen. Für kurzfristige und regionale Wetterereignisse wie den derzeitigen Kälteeinbruch bei uns, die zunächst im Widerspruch zur globalen Erwärmung zu stehen scheinen, gibt es durchaus plausible Erklärungen. Mehr noch. Wagt man einen Blick über den Niederrhein und Deutschland, gar Europa hinaus, dann passt die derzeitige Kälte bei uns sehr gut zur langfristigen weltweiten Erwärmung. Dazu muss jedoch das globale Wettersystem betrachtet werden:

Temperaturanomalien am 26. Februar 2018. Referenz ist die durchschnittliche Tagestemperatur im Zeitraum 1979 bis 2000. Während es bei uns in Europa ungewöhnlich kalt ist, ist es in der Arktis (und an der Ostküste Nordamerikas) gleichzeitig viel zu warm. Data/Image from Climate Reanalyzer (http://cci-reanalyzer.org), Climate Change Institute, University of Maine, USA. (26.02.2018)

Vereinfacht dargestellt ist es an den beiden Polen kalt, weil hier wenig Sonnenenergie ankommt und an den Tropen ist es warm, weil hier ganzjährig viel Energie von der Sonne eintrifft. Diesen Temperaturunterschied versuchen Luftströmungen auszugleichen, die durch die Drehung der Erde seitlich abgelenkt werden. Um den Nordpol weht daher in großer Höhe ein wellenförmiges Band aus sehr starken Winden. Diese Strömung wird Polarwirbel genannt. Die kalte Luft über dem Nordpol ist normalerweise also quasi durch den Polarwirbel gefangen. Durch die weltweite Klimaerwärmung, bzw. die sogar überdurchschnittlich starke Erwärmung in der Arktis, nimmt der Temperaturunterschied zu den Tropen immer weiter ab. Folglich wird auch der Polarwirbel schwächer. Dadurch gelingt es kalter Luft, vom Nordpol immer häufiger auszubrechen und in den Süden vorzustoßen. In Europa und Nordamerika kommt es dann zu Kälteeinbrüchen mit arktischen Temperaturen. Gleichzeitig gelangt dafür jedoch warme Luft an den Nordpol und sorgt dort für Tauwetter, obwohl eigentlich Temperaturen von etwa -30°C herrschen sollten. Hier ist dann der Klimawandel sehr deutlich zu spüren. In Reykjavik sind es heute beispielsweise milde 7°C und damit fast 10° C zu warm.

Der Kälteeinbruch an der Ostküste der USA zum letzten Jahreswechsel passt ebenfalls sehr gut zur Abschwächung des Polarwirbels, die mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht wird. Zeitgleich war es übrigens in weiten Teilen Sibiriens deutlich zu warm. Präsident Trump twitterte damals: „Wir könnten ein wenig globale Erwärmung brauchen“. Die hat er längst bekommen.